Was ist ein Zero-Day-Angriff?

Bei einem Zero-Day-Angriff nutzt ein Angreifer eine Schwachstelle in einer Software aus, bevor der Hersteller diese Schwachstelle entdeckt und einen Patch oder eine Lösung für das Problem bereitstellt. Der Name „Zero-Day“ bezieht sich darauf, dass der Angriff erfolgt, bevor der Hersteller von der Schwachstelle erfährt.

Ein Zero-Day-Angriff kann sehr gefährlich sein, da der Angreifer die Schwachstelle ausnutzen kann, um Malware oder andere bösartige Software auf dem betroffenen System auszuführen. Ist der Angreifer erfolgreich, kann er auf vertrauliche Daten zugreifen, Schaden anrichten oder das System komplett übernehmen. Zero-Day-Angriffe können auf verschiedene Arten durchgeführt werden, z. B. über E-Mail-Anhänge, Social Engineering, Drive-by-Downloads und andere Methoden.

Zero-Day-Lücke vs. Exploit vs. Attacke – Die Unterschiede erklärt

Es gibt Unterschiede zwischen einer Zero-Day-Zero-Day-Sicherheitslücke, einem Zero-Day-Exploit und einer Zero-Day-Attacke. Hier sind die Definitionen und Unterschiede zwischen diesen Begriffen:

Zero-Day-Zero-Day-Sicherheitslücke: Eine Zero-Day-Zero-Day-Sicherheitslücke ist eine Schwachstelle in einer Software, einem Betriebssystem oder einem anderen System, die noch nicht bekannt oder gepatcht ist.

Zero-Day-Exploit: Ein Zero-Day-Exploit ist ein Angriff, bei dem ein Angreifer eine Zero-Day-Schwachstelle ausnutzt, um Schadcode in ein System einzuschleusen oder anderweitig Schaden anzurichten. Ein Zero-Day-Exploit kann verschiedene Formen annehmen, darunter Malware, Ransomware, Spyware oder andere Arten von Angriffen.

Zero-Day-Angriff: Ein Zero-Day-Angriff bezieht sich auf den Prozess der Ausnutzung einer Zero-Day-Schwachstelle durch einen Zero-Day-Exploit.

Zusammengefasst bezieht sich eine Zero-Day-Schwachstelle auf eine Schwachstelle, die noch nicht bekannt oder gepatcht ist, ein Zero-Day-Exploit auf den bösartigen Code, der diese Schwachstelle ausnutzt, und eine Zero-Day-Attacke auf den Prozess der Ausnutzung dieser Schwachstelle durch den bösartigen Code.

Wer steckt hinter Zero-Day-Angriffen?

  • Staatliche Akteure: Regierungen und staatlich finanzierte Organisationen sind dafür bekannt, Zero-Day-Angriffe als Teil ihrer Spionage- und Cyber-Kriegsaktivitäten zu nutzen.
  • Kriminelle Organisationen: Cyberkriminelle können Zero-Day-Angriffe nutzen, um Geld zu erpressen oder vertrauliche Daten zu stehlen.
  • Unabhängige Hacker: Einzelpersonen oder Gruppen von Hackern können Zero-Day-Angriffe durchführen, um ihre Fähigkeiten zu demonstrieren oder aus anderen Gründen.
  • Interne Mitarbeiter: Manchmal werden Zero-Day-Angriffe auch von internen Mitarbeitern oder anderen befugten Personen ausgeführt, die Zugang zu vertraulichen Systemen und Daten haben.

Schutzmaßnahmen gegen Zero-Day-Angriffe

Es gibt verschiedene Abwehrmaßnahmen, die Unternehmen und Nutzer ergreifen können, um sich vor Zero-Day-Angriffen zu schützen. Hier einige Beispiele:

  • Regelmäßige Updates: Unternehmen und Nutzer sollten sicherstellen, dass ihre Systeme und Anwendungen immer auf dem neuesten Stand sind und regelmäßig Updates installiert werden. Updates enthalten häufig Patches für bekannte Schwachstellen, einschließlich Zero-Day-Schwachstellen.
  • Sicherheitssoftware: Der Einsatz von Sicherheitssoftware wie Antiviren- und Firewallprogrammen kann dazu beitragen, Zero-Day-Exploits zu erkennen und zu blockieren.
  • Schulung und Sensibilisierung: Unternehmen und Anwender sollten regelmäßig Schulungen und Sensibilisierungsprogramme durchführen, um Mitarbeiter über die Risiken von Phishing und Social-Engineering-Angriffen zu informieren, die häufig bei Zero-Day-Angriffen eingesetzt werden.
  • Netzwerksegmentierung: Durch die Segmentierung von Netzwerken können Unternehmen die Auswirkungen eines Zero-Day-Angriffs begrenzen, da der Angreifer nicht auf das gesamte Netzwerk zugreifen kann.
  • Penetrationstests: Unternehmen können Penetrationstests durchführen, um Schwachstellen in ihren Systemen und Anwendungen zu identifizieren, bevor Angreifer diese ausnutzen können.
  • Beschränkung des Systemzugriffs: Durch die Einschränkung von Systemzugriffen und die Implementierung von Berechtigungskonzepten können Unternehmen den Schaden begrenzen, den ein Angreifer im Falle eines erfolgreichen Zero-Day-Angriffs anrichten kann.
  • Backups: Unternehmen sollten ihre wichtigen Daten regelmäßig sichern, damit im Falle eines Angriffs, bei dem Daten beschädigt oder gestohlen werden, eine aktuelle Version der Daten wiederhergestellt werden kann. Außerdem sollten Unternehmen ihre Backup-Strategien regelmäßig überprüfen, um sicherzustellen, dass sie auf dem neuesten Stand sind und den aktuellen Bedrohungen standhalten können.
  • Alternatives Betriebssystem: Unter Windows ist die Gefahr durch Schadsoftware am größten: Schadcode ist so gut wie immer auf Windows zugeschnitten. Das hängt nicht etwa damit zusammen, dass Windows als besonders unsicher gilt, sondern vielmehr mit der enormen Reichweite des Betriebssystems. Sofern Sie nicht zwingend auf das Windows-Betriebssystem angewiesen sind und sowieso vor allem im Browser arbeiten, lohnt sich ein Umstieg auf Linux oder Chrome OS.

Wichtig ist, dass diese Abwehrmaßnahmen allein nicht ausreichen, um einen Zero-Day-Angriff zu verhindern. Aber sie können dazu beitragen, das Risiko eines erfolgreichen Angriffs zu minimieren. Eine umfassende Sicherheitsstrategie, die regelmäßig überprüft und aktualisiert wird, ist der beste Schutz gegen Zero-Day-Angriffe.

Beispiele für Zero-Day-Angriffe

In der Geschichte der Cyberkriminalität gibt es viele Beispiele für Zero-Day-Angriffe. Hier sind einige davon:

Stuxnet

Stuxnet war ein komplexer Computerwurm, der 2010 entdeckt wurde und speziell auf das iranische Atomprogramm abzielte. Es wird vermutet, dass Stuxnet durch eine Kombination aus Social Engineering und Zero-Day-Schwachstellen in Microsoft Windows verbreitet wurde.

WannaCry

WannaCry war ein Ransomware-Angriff, der 2017 weltweit Tausende von Computern infizierte. Der Angriff nutzte eine Schwachstelle in Microsoft Windows aus, die der NSA bekannt war, bevor sie gestohlen und öffentlich gemacht wurde.

Adobe Flash Zero-Day

2015 wurden mehrere Zero-Day-Schwachstellen in Adobe Flash entdeckt, die von Angreifern ausgenutzt wurden, um Malware in Systeme einzuschleusen. Diese Schwachstellen wurden später von Adobe gepatcht, jedoch von Cyberkriminellen zum Diebstahl von Online-Banking-Zugangsdaten und für andere Arten von Angriffen ausgenutzt.

SolarWinds-Angriff

Im Dezember 2020 wurde bekannt, dass Angreifer eine Schwachstelle in der SolarWinds-Software ausgenutzt hatten, um in mehrere US-Regierungsbehörden und Unternehmen einzudringen. Die Schwachstelle wurde als „Sunburst“ bezeichnet und war ein Zero-Day-Exploit, der es Angreifern ermöglichte, Daten aus den betroffenen Systemen zu stehlen.

René Hifinger
René Hifinger verfügt über umfassende Erfahrungen in den Bereichen IT-Sicherheit und Softwareentwicklung. Seit 15 Jahren berät er Firmen weltweit als IT-Sicherheitsexperte.

Nebenbei schreibt René Hifinger gerne über IT-Sicherheitsthemen. In den letzten Jahren veröffentlichte er zahlreiche Fachartikel in Online- sowie Printmedien - u. a. für die Fachmagazine Informatik Aktuell, Computerwelt und DIGITALE WELT. Einen kleinen Auszug seiner Referenzen finden Sie hier.

René Hifinger ist Mitbegründer der Initiative bleib-Virenfrei.