Was sind Hoaxes?

Bereits die deutsche Übersetzung trifft es auf den Punkt: Hoaxes (engl. für „Scherze“, „Streiche“) sind Falschmeldungen – oder anders ausgedrückt: platter Unfug. Sie kommen per E-Mail daher und funktionieren nach dem altbewährten Prinzip des Kettenbriefs.

Hoaxes werden oft in die Kategorie der Computerviren eingeordnet. Dies ist jedoch irreführend: Hoaxes sind zunächst einmal reine Text-Mails und richten keinen Schaden an Computern und Software an. Für den einzelnen Nutzer sind die Auswirkungen eher harmlos: eine überquellende Mailbox, unnötiger Zeitaufwand und nicht zuletzt die Verunsicherung durch die Falschmeldung. Für große Unternehmen werden Hoaxes jedoch zu einer finanziellen Belastung: Bei Hunderten von betroffenen Mitarbeitern können sich die Kosten für die vergeudete Arbeitszeit auf einige Tausend Euro summieren.

Um die Verbreitung zu beschleunigen, bedienen sich die Hoax-Erfinder Themen, die Herzen höher schlagen lassen: Gefahr, Geld und Liebe. Computerviren sind da ein gefundenes Fressen. Das Thema ist aktuell, die Angst vor einem Befall des eigenen PCs groß. Klar, dass der scheinbar gut gemeinte Rat, bestimmte E-Mails nicht zu öffnen, sofort an Freunde und Bekannte weitergeleitet wird.

Leider ist die Verbreitung solcher Kettenbriefe unkontrollierbar. Ein Gedankenexperiment: Wenn jeder Empfänger den Brief nach einem Tag an alle seine Bekannten weiterleitet, haben nach einer Woche theoretisch alle sechs Milliarden Menschen auf der Erde den Brief mindestens einmal gelesen.

Wieso gibt es Hoaxes?

Als Hoax-Autor kommt praktisch jeder E-Mail-Nutzer in Frage, da keine besonderen technischen Kenntnisse erforderlich sind. Inhaltlich sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt und so entwickeln sich manche Hoax-Autoren zu wahren Scherzbolden. Sie locken zum Beispiel damit, dass Bill Gates jedem Teilnehmer 1000 US-Dollar spendet. Wer’s glaubt…

Aber auch schlechte Scherze gehören zum Repertoire. Mysteriöse Drohungen wie die folgende sollen den Empfänger überzeugen, die E-Mail-Kette fortzusetzen: „Ein 40-jähriger Angestellter aus Hamburg schickte die E-Mail innerhalb einer Woche nicht weiter. Am nächsten Tag wurde er entlassen, sein Haus brannte ab und seine Frau verließ ihn. Er schickte die Mail weiter und gewann im Lotto“.

Spätestens hier stellt sich die Frage, warum jemand Hoaxes in die Welt setzt. Stolz und Schadenfreude, unzählige E-Mail-Empfänger getäuscht zu haben, stehen wohl ganz oben auf der Liste der Motive. Eine weitere Ursache für irreführende Kettenbriefe sind kommerzielle Motive. Geschäftsleute nutzen das Vervielfältigungspotenzial, indem sie ihre Hoaxes mit Werbung versehen oder auf eine Webseite verweisen.

Manche Kettenbriefe, die heute als Hoaxes kursieren, begannen als ernst gemeinte Hilferufe oder Ratschläge: zum Beispiel die Suche nach Knochenmarkspendern oder der Aufruf, sich für den brasilianischen Regenwald zu engagieren.

Besonders perfide sind die ursprünglich ernst gemeinten Warnungen vor Computerviren, die dann zum Transport von Schädlingen genutzt werden. Die Viren verstecken sich in den Anhängen, die teilweise sogar als Virenschutzprogramme deklariert sind.

Woran erkennt man Hoaxes?

Es gibt kein eindeutiges Erkennungsmerkmal für Hoaxes. Manche Falschmeldungen sind täuschend echt, andere so absurd, dass man nicht darauf hereinfallen sollte.

Generell verdächtig sind E-Mails mit reißerischem Inhalt. Überlegen Sie lieber zweimal, ob das Dargestellte realistisch ist. Vergewissern Sie sich gegebenenfalls beim Absender, bevor Sie die Mail an Freunde und Bekannte weiterleiten. Über den Sinn von Kettenbriefen lässt sich streiten. Die profitorientierte Variante ist in Deutschland auf jeden Fall verboten. Unser Tipp: Sofort in den Papierkorb damit.

Unseriöse Hoaxes erkennen Sie in der Regel an folgenden typischen Merkmalen:

  • Sie werden aufgefordert, die Nachricht weiterzuleiten.
  • In der Betreffzeile der E-Mail wird vor einem Virus gewarnt.
  • Es werden verheerende Folgen beschrieben, wenn man der Aufforderung nicht nachkommt.
  • Häufig wird eine prominente falsche Quelle angegeben, etwa ein namhaftes Unternehmen.
  • Möglichst viele Personen sollen sich angesprochen fühlen.
  • Ein Datum wird nicht genannt. Damit der Hoax im Idealfall auch nach Jahren noch weiter verbreitet wird.

Typische Inhalte

  • Es wird vor einer Schadsoftware gewarnt, die extrem zerstörerisch ist, aber von keinem Antivirenprogramm erkannt wird.
  • Es wird vor Malware gewarnt, die nicht mehr entfernt werden kann.
  • Es werden Verschwörungen aufgedeckt.

Sind Hoaxe nun schädlich oder nicht?

Die E-Mail an sich ist nicht schädlich, wohl aber die darin enthaltenen Ratschläge. Nicht selten wird geraten, wichtige Systemdateien zu löschen, die angeblich ein Beweis für Schadsoftware sind. Es kann auch nicht Sinn der Sache sein, dass Tausende von Menschen durch solche E-Mails unnötig in Angst und Panik versetzt werden.

Auch der wirtschaftliche Schaden ist nicht zu vernachlässigen: Bei Verbraucherschutzorganisationen gehen viele besorgte E-Mails und Anrufe ein, die bearbeitet werden müssen.

Wie kann man sich vor Hoaxes schützen?

Ein Schutz ist eigentlich nur durch gesunden Menschenverstand möglich. Schutzprogramme gibt es keine dafür, da es sich nicht um Schädlinge im eigentlichen Sinne handelt. Allenfalls ein Spamfilter könnte auf einen Hoax aufmerksam werden. Sollten Sie eine dubiose E-Mail erhalten, handeln Sie nicht sofort wie verlangt. Prüfen Sie zunächst, ob nicht ein oder mehrere der oben genannten Hoax-Kriterien erfüllt werden.

Hoax, Hoaxes, Hoaxe … wie heißt es richtig?

Der Duden schweigt zu dieser Frage. Da das Wort aber aus dem Englischen stammt (ursprüngliche Bedeutung: Jux, Schabernack, Scherz) und einfach ins Deutsche übernommen wurde, liegt man nicht falsch, wenn man im Singular von Hoax und im Plural von Hoaxes schreibt. Die Pluralform „Hoaxes“ dürfte die eingedeutschte Variante sein.

Felix Bauer
Felix Bauer ist IT-Security Consultant (IT-Sicherheitsberater) mit 20 Jahren Erfahrung in der IT-Sicherheitsbranche. Felix Bauer begann im Alter von 14 Jahren mit der Analyse von Malwaresamples.

Zusätzlich zur Tätigkeit als Sicherheitsberater schreibt Felix Bauer häufig Fachbeiträge zu den Themen IT-Sicherheit und Internet-Technik. Seine Themenschwerpunkte: Antivirus, Sicherheitslücken und Malware. Unter anderem schrieb Felix Bauer bereits Fachbeiträge für die IT-Fachzeitschriften Computerwelt, Heise und IT-Administrator. Felix Bauer wurde in zahlreichen Fach- und News-Beiträgen erwähnt (u. a. in der Wiener Zeitung und in der Computerworld). Einige Referenzen finden Sie auf Felix Bauers Internetseite.

Felix Bauer besitzt den Abschluss Master of Science in Security and Forensic Computing.

Felix Bauer ist Mitbegründer der Initiative bleib-Virenfrei.